Der folgende Zeitungsartikel erschien am 15. August 1998 in der Elgger Zeitung.


Neubau Pfadiheim “im Stämpfelfeld”, Elgg
geht mit grossen Schritten voran

Wie in der Elgger-Zeitung vom 25. April 98 berichtet, wurde Mitte April mit dem Neubau des im Dezember 1996 abgebrannten Pfadiheimes begonnen. Nachdem rund 2/3 der im Kostenvoranschlag vorgesehenen Ausgaben gesichert waren hat der Vorstand beschlossen, mit dem Neubau zu beginnen. Das Budget 1998 und der Dienstbarkeitsvertrag mit der Gemeinde Elgg, welche nebst dem Neubau das Hauptthema der diesjährigen Generalversammlung waren, wurden am 15. Mai 1998 einstimmig genehmigt. Diejenigen, die in letzter Zeit in der Obermühle vorbeikamen staunten, wie schnell die Arbeiten vorangingen.

Heute, etwas mehr als 100 Tage später steht das Haus fertig eingedeckt an seinem alten Platz, in neuem Gewand. Die Pfadi Elgg hat in dieser Zeit mit bereits über 1’000 Fronarbeitsstunden tatkräftig an diesem Neubau mitgeholfen. So z.B. wurde unter der Leitung der Firma M. Stutz aus Elgg das Dach aufgerichtet, isoliert und mit Mithilfe der Firma H. Steger eingedeckt. Bei diesen, nicht ungefährlichen Arbeiten, durften wir auf die Mithilfe von etlichen Alt-Pfadfindern zählen. (Es sind hier nicht alle Firmen und Privatpersonen aufgelistet, die uns zum erfolgreichen gelingen des Neubaues behilflich sind, dies wird aber zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt!)

Der Vorstand des Heimvereines Pfadiheim Elgg -der als Baukommission für den Neubau Verantwortlich ist- hat in 12 Sitzungen den Bau vom ersten Planungsschritt bis heute begleitet. Auch die Kosten sind bis heute im Rahmen des Kostenvoranschlages und so sieht der Vorstand gelassen einem guten Ende entgegen, das etwa im nächsten Frühjahr soweit sein dürfte.

Nach den Sommerferien wird bereits mit den Innenausbauarbeiten und dem Fassadenbau (Holzfassade) begonnen.


Ein kleiner Abriss über die Geschichte der Pfadfinderabteilung Elgg

Wissen Sie, wie lange die Pfadfinderabteilung Elgg schon besteht?
Aus einer zum Glück dem Brand nicht zum Opfer gefallenen Abteilungs-Chronik ist zu entnehmen, dass die Abteilung durch das wiederholte drängen von etwa einem Dutzend Knaben aus Elgg im Jahre 1936 gegründet wurde: “So veranstaltete der Pfadfinderverband-Unterland im Jahre 1936 eine Landsgemeinde auf den Wiesen des Schlossgutes Elgg. Der Nachklang zu dieser Landsgemeinde war sodann die Gründung der Pfadfinderabteilung Elgg, was wir unserem hiesigen Pfarrer zu verdanken haben.” (Die Pfadfinderbewegung wurde im Jahre 1903 von Lord Baden-Powell of Gillwell ins Leben gerufen, nachdem er nach einer steilen militärischen Karriere als General immer mehr auf Probleme bei der Erziehung überhaupt und damit auf Fragen der Jugenderziehung gestossen ist. Im Einverständnis mit König Edward VII. verzichtete Bi-Pi auf eine weitere militärische Karriere und widmete sich fortan ganz der Jugenderziehung. Die Pfadfinderbewegung Schweiz entstand in den Jahren 1910 und wurde offiziell im Jahre 1913 als “Schweizerischer Pfadfinderbund” mit Sitz in Bern gegründet. 1925 erwarb der SPB das heute in der ganzen Welt bekannte internationale Lagergelände mit Pfadiheim in Kandersteg, das unter der dauernden Leitung eines internationalen Pfadfinderteams steht.)

Jungfeldmeister Hans Zwicki aus der Abteilung Winterthur leitete dann die ersten Übungen in Elgg und am 5. Dezember 1936 kamen höhere Leiter (KFM Thalmann, HFM Pfister, FM Geilinger) und beförderten die elf Burschen (Willi Egli v/o Wolf, Emil Fässler v/o Müsli, Ernst Müllhaupt v/o Piccolo, Jean Müllhaupt v/o Jesse Owens, Fritz Egli v/o Spitzig, Karl Ertl v/o Rio, Willi Spiller, Max Vogt, Erich Weilenmann, Albert Baur v/o “Simba”, Oskar Meili v/o Tarzan), abends um 8.00 Uhr im Physik-Zimmer des Sek-Schulhauses unter den Augen der Eltern und dem Schwur: “Ich verspreche auf meine Ehre zu sein, treu Gott und dem Vaterland, hilfreich dem nächsten und gehorsam dem Pfadfindergesetz” zu Jungpfadfindern. Nach diesem Akt war die Abteilung Elgg offiziell ins Leben gerufen. Das Physik-Zimmer war auch der erste Aufenthaltsort der Pfadfinder, wo sie noch lange Zeit Ihre Prüfungen und Taufen abhielten.

1937 erhält die Abteilung von Bi-Pi eine persönliche Glückwunschkarte aus London. Von Anfang an bestanden die beiden Gruppen “Bär” und “Schwan”, welche noch heute in Wettkämpfen (Korps-Tag, Kochkonkurrenz, etc.) um die ersten Plätze kämpfen. Die Abteilung nahm mit neun Mann auch am 3. schweizerischen Bundeslager teil, das vom 25. Juli bis 5. August 1938 in Zürich stattfand.

Zuhause waren die Pfadfinder in der alten Hertentrotte (heute Trottenstrasse) bis Ende 1938. Vermerkt ist dann der 2.9.39, “Allgemeine Mobilmachung der Schweizer Armee”. Am 15./16.9.39 diente die Abteilung zur Verstärkung des Luftschutzes (Verdunkelungsarbeiten). Am 18. November 1939 wird bei der Zivilvorsteherschaft ein Gesuch um die Benützung der Humbergtrotte als Pfadiheim eingereicht, und von dieser am 8. Dezember bewilligt. In die Geschichte ein ging auch der im Jahre 1951 erste Akt für den Welthandel der Kinder. Walter Robert Corti als geistiger Vater der übernationalen Kinderdörfer brachte anfangs 1951 die Idee einer Welthandelsgesellschaft der Kinder. Als Filialen dienen Jugendorganisationen und Schulen und als Handelsgüter finden die kunstvollen Schöpfungen der Natur und des Kunstgewerbes aller Breitengrade Verwendung. Die Schweizer Jugend soll ihre Partner aus aller Welt mit Schnitzwerk, phantastischen Wurzelformen des Bergholzes und mit Bergkristallen versorgen. Dieses Gut wird in den entfernten Ländern verkauft und der Erlös dient Einrichtungen die der Linderung der Kindernot dienen. “Eine Idee, die gross genug ist, die Erwachsenen aufzurütteln” ist in der Tagespresse zu lesen. “Schon ist der erste Baum für den Welthandel der Kinder gefällt. Die Pfadibuben des kleinen Fleckens Elgg baten ausgerechnet den 84-jährigen Dichter Alfred Huggenberger aus Gerlikon um eine Tanne aus seinem Wald”. Die ganze Schweizer Presse berichtet vom ersten Baum für dieses Welthandelsunternehmen der die Pfadfinderabteilung Elgg gefällt hat.

Auch ist zu lesen: “Man sage nicht, die heutige Jugend sei ohne Glauben und Ideale, sie sei skeptisch und teilnahmslos geworden. Das hat jede ältere Generation von der jüngeren gesagt, doch das war ein Gemeinplatz.” (Sie und Er, 30.3.51)

Als die Humbergtrotte dann als Heimatmuseum umgestaltet wurde, weichten die Pfader in ein Nebengebäude des Rest. Bahnhof aus. 1974 wurde das Projekt des neuen Heimes “im Stämpfelfeld” aus der Taufe gehoben und realisiert, das im Dezember 1996 ein Raub der Flammen wurde…

Der Mitbegründer Oskar Meili v/o Tarzan hat uns im Jahr 1991 geschrieben:
“Die Pfadi in Elgg floriert. Ist erfreulich - wer hätte das gedacht”
von Allmen Reto v/o Frosch